
BITTER IST DIE WAHRHEIT
Bitter ist die Wahrheit, die du fühlst, wenn du an ihn denkst. Eine gnadenlose Einsamkeit überkommt dich, streift über deinen Körper, wie ein Kleid, das für dich geschnitten ist. Gedanken wirbeln in deinem Kopf herum, überschlagen sich, bleiben still. Ein Turbinen an Gefühlen holen dich ein, spalten sich, setzen sich wieder zusammen. Es ist, wie wenn man von einer Naturkraft überrascht wird. Der Gedankenstrudel reißt dich mit in die absurdesten Tiefen des Lebens.
Wie viele Hände haben deine Haut berührt, wie viele Münder haben deine Lippen geküsst. Wie viele Arme haben deinen Körper umschlungen, wie viele Liebesgeflüster wurden an dein Ohr anvertraut. Versprechen, die zerbrochen sind und nur eine unversöhnliche Leere hinterlassen haben.
Bitter ist die Wahrheit, die du empfindest, wenn du dich umschaust. Was hast du zurückgelassen? Ein verwundetes Herz, das von der Liebe zerrissen wurde. Nie hättest du geglaubt, dass so etwas möglich sei, und doch ist es geschehen, gegen deinen Willen. Aber man kann im Leben nicht alles kontrollieren, insbesondere Gefühle nicht, sie sind unbeherrschbar. Heute lieben wir uns und morgen nicht mehr. Es gibt keine Vorhersagen über eine glückliche Beziehung oder gar über den Morgen danach. Die Zukunft ist für alle ungewiss.
Sei bestrebt, niemals aufzugeben, auch wenn das Leben dir wieder einmal nur Rückschläge erteilt. Sie sind dafür da, um dir wichtige Lehren zu vermitteln. Ein Herz hört niemals auf zu schlagen, wenn man noch den Sonnenaufgang betrachten kann.
Was für ein Geheimnis hütest du? Du kannst es ihm sagen, du schenkst ihm Vertrauen, und doch bringst du es nicht übers Herz, dich ihm gegenüber zu öffnen. Was hindert dich daran? Deine Bedenken kannst du beiseitelassen, jetzt, wo du dich von allem Ballast ausgezogen hast. Mach deine Augen zu und lasse dich vom Schicksal führen, wohin es will. Wir müssen blindes Vertrauen in uns selbst haben und unseren Nächsten lieben, denn nur so können wir sicher sein, dem Sonnenlicht einen Schritt näherzukommen.
Sicher, was du siehst, ist überwältigend, aber gleichzeitig auch aussergewöhnlich bizarr. Oder willst du lieber mit den Sternen tanzen und dabei den Mond anlächeln?
Tue was immer du willst, solange es dir dabei gut geht.
Denn bitter ist die Wahrheit, wenn der Morgen kommt, und er nicht mehr da ist, um dich wachzuküssen. Der Mann deiner Träume hat die Weite des Himmels gesegnet, damit du ihn eines Tages folgen und erreichen kannst. Wie sich das Horizont in der Unendlichkeit verliert, so wird dein Herz in Erfüllung gehen, wenn du ihn wiedersiehst. Im Damals, im Hier und Jetzt und an einem fernen Ort. R.R.

WALZER ODER DOCH LIEBER TANGO ARGENTINO
"Walzer oder doch lieber Tango Argentino", fragt sie sich, während die Sterne den Mond küssen.
Sie schaut zum Himmel hoch und würde gerne einen Stern einfangen und in ihre Tasche stecken. Sie fühlt sich wie eine Räuberin in der Nacht, die etwas Verbotenes tut. Wie oft hat sie sich gewünscht, sich für eine Nacht wie ein Sternchen zu fühlen, während alle Augen auf sie gerichtet sind, fasziniert von ihrem hellen Leuchten und ihrer strahlenden Schönheit.
Aber sie ist nichts weiter als eine treue Seele, auf der Suche nach Liebe.
"Walzer oder doch lieber Tango Argentino", fragt er sich, während der Mond alle Sterne um sich fesselt.
Er schaut zum Himmel hoch und würde gerne ein Satellit sein, dem Gestirn ergeben und so majestätisch, dass alle Blicke auf ihn gerichtet sind. Wie oft hat er sich gewünscht, sich für eine Nacht wie der Mond zu fühlen, der keine Ängste kennt und mit der Ebbe und Flut spielt, als seien sie beste Freunde.
Aber er ist nichts weiter als eine letzte Hoffnung, auf der Suche nach Liebe.
Dann treffen sich ihre Blicke, magisch voneinander angezogen, während die Musik im Hintergrund spielt. Der Ballsaal ist bereits überflutet von Menschen, die Tanzfläche lädt alle ein, sich der Musik hinzugeben und zu tanzen.
"Walzer oder doch lieber Tango Argentino", fragt er sie.
Sie lächelt scheu und hält ihm ihre Hand hin, während der Mond seinen geliebten Stern küsst. R.R.

DER NACHTIGALL UND DER MATROSE
Der Nachtigall, der einzige Vogel, der ausschliesslich in der Dämmerung und in der Nacht zu hören war, saß jeden Abend auf seinem Ast und sang sein melancholisches Liebeslied.
Dabei ging es um einen Matrosen, der bestimmt war, seine Liebste zurückzulassen, weil er auf die See stechen musste. Der Abschied fiel ihm jedes Mal schwer und brach ihm das Herz. Vom Deck aus sah er sie weinen, während das Schiff langsam vom Hafen ablegte.
Monate lang segelte er auf das offene Meer zu und vermisste seine Liebste sehr. In der Nacht lag er allein auf seinem Kajüten Bett und dachte an sie. Er schrieb lange Liebesbriefe, damit sie die Hoffnung nicht verlor, dass er eines Tages wieder zurückkehren würde.
Der Nachtigall, der einzige Vogel, der ausschliesslich in der Dämmerung und in der Nacht zu hören war, saß auf seinem Ast und sang sein trauriges Liebeslied.
Dabei ging es um einen Matrosen, der auf seinem Dampfschiff schuften musste, bis seine Hände wund waren und schmerzten. Doch die Liebe zu seiner Frau verlieh ihm neue Kraft und neuen Mut, nicht aufzugeben.
Er schaute Stunden lang dem Horizont entgegen, während die Sonne unterging und das Meer in feurige Farben tünchte, bis sie ineinander verschmolzen, und der Himmel in rote Glut auslief. So fühlte sich auch seine Liebe an, dachte er, wie dieses Flammenmeer aus glühendroten Farben. Und jeden Abend, bevor er zu Bett ging, zündete er eine Kerze an und dachte an sie, an ihre samtweiche Haut, ihre vollen Rundungen und ihren blauen Augen, die die Farbe des Ozeans hatten.
So ging die Nacht wieder zum Tag über, bis das Spiel wieder von vorne begann, und er vor Langweile fast starb.
Wie er sich betrunken an Deck vor Liebeskummer krümmte, und zusammen mit seinen Kumpanen ein Matrosenlied krächzte, während er Halt suchte, um nicht umzufallen, bis in den frühen Morgenstunden. Und der Nachtigall, der einzige Vogel, der in der Nacht sein erbärmliches Liebeslied sang, leistete ihm Gesellschaft.
Auch an dem Tag seiner Ankunft, als alle Matrosen jubelten und schrien, weil sie endlich am Zielhafen waren, und die Taue des Schiffs an Ankerpfähle festgemacht wurden, stand der verliebte Matrose an Deck und der Nachtigall festkrallend auf seine Schulter.
Er hielt Ausschau nach der jungen Frau, mit den langen, weizenblonden Haaren und den blauen Augen. Sie lehnte an einem Pfosten und winkte ihm zu. Sie beäugte ihn, bevor er, als einer der Letzten, das Schiff verliess. Er eilte zu ihr, und im selben Augenblick hatte er sie schon eingeholt. Er nahm seine Matrosenmütze ab und küsste sie leidenschaftlich. Hand in Hand liefen sie dann ihrem gemeinsamen Liebesglück entgegen.
Noch heute singt der Nachtigall im Lichtschein des Mondes sein Liebeslied, das von einem Matrosen erzählt, der seine Liebesgunst für sich gewonnen hat.
Mit viel Herzblut und freundliche Zustimmung, segelt er keck davon und freut sich auf sein nächstes Liebesabenteuer. R.R.

IM BLÖDSINN LIEGT DER WAHNSINN
Im Blödsinn liegt der Wahnsinn, wenn sie sich gegenüber stehen. Ein Blick in ihre Augen genügt, um die Stille zu durchbrechen. Sie stemmt sich gegen ihn mit all ihrer Kraft, wie ein Steinbock, der sich gegen seinen Nebenbuhler auflehnt, um seine Stärke zu messen. Es gibt immer einen Gewinner, wenn der andere nachlässt oder einen stillen Einverständnis.
Im Blödsinn liegt der Wahnsinn, wenn sie sich lieben und necken und sich die Augen verdrehen, weil nichts mehr einen Sinn ergibt. Sie versucht ein paar Worte zu sagen, aber der Redefluss bleibt in ihre Kehle stecken, als ob sie gerade einen Zitronenschnitz verschluckt hätte. Der Säuregehalt bremst ihre Zunge, die sich bitter zurückzieht. Sie schaut in den Rückspiegel ihrer vergangen Jahren, die unaufhaltsam an ihr vorbeigeflogen sind. So viel Blödsinn hat sich angestaut, dass sie ihn loswerden will. Sie könnte sich alle Haare ausreißen, um ihn nicht wiederzusehen. Aber er ist immer noch da, in seiner albernen Haltung, um sie zum Lachen zu bringen.
Er versucht sich von ihrer Umarmung zu lösen, aber etwas hält ihn zurück, als ob er gerade ein Gläschen zu viel getrunken hätte. Der Rausch bremst seine Wirksamkeit, der ihn ungeschickt zurückwirft. Er schaut rückwärts auf sein Leben, das seine Spuren auf seinem Gesicht hinterlassen hat. So viel Wahnsinn, den er ertragen musste, dass er jetzt davonspringen will. Er könnte sich alle Kleider vom Leib reissen, um sie nicht wiederzusehen. Aber sie ist immer noch da, in ihrer lustigen Pose, um ihn aus seiner Langweile zu schütteln.
Und so verblüfft es auch klingt, sie tauchen ein in frische Wahnsinnsideen, um die Liebe mit neuen Blödsinns Einfälle anzuflehen. Denn vergangen ist die Nacht, die Ratschläge mit sich bringt, ein neuer Tag hat begonnen, mit Überraschungen in Hülle und Fülle, während der Morgen ein unbeschwerter Stern am Himmel ist, der lieblich zuzwinkert.
Wer hätte jemals daran gedacht, dass sich ein solch himmelschreiender Blödsinn in einen lebhaften Wahnsinn verwandeln würde? R.R.

WER SAGT’S DENN…, DASS DIE UHR ZEIGER HAT?
Wer sagt’s denn…, dass die Uhr Zeiger hat?
Vielleicht Genies einer anderen Epoche, die sich mit dem Thema «Zeit» befassten und die Uhr erfunden haben, um uns Normalsterblichen das Leben zu vereinfachen.
Aber die Uhr könnte anstatt Zeiger auch gewöhnliche Bohnen oder Sandkörner haben. Warum nicht Kieselsteine oder bunte Knöpfe?
Ein Ticken gegen die Zeit.
Wer sagt’s denn…, dass die Uhr Zeiger hat?
Vielleicht Mütter oder Väter einer anderen Ära, die Ochsen hinter sich herzogen, um auf Getreidefelder zu ackern, damit jeder etwas zu Essen hatte.
Aber die Uhr könnte anstatt Zeiger auch Maiskörner oder Perlmuttperlen haben. Warum nicht Reiskörner oder zarte Blütenblätter?
Die Nachkriegszeit hat begonnen.
Wer sagt’s denn…, dass die Uhr Zeiger hat?
Vielleicht die moderne Welt, in die wir uns befinden und uns vorschreibt, wie wir die Zeit am besten nutzen sollen, um sie nicht sinnlos verstreichen zu lassen.
Aber die Uhr könnte anstatt Zeiger auch lustige Tiermotive oder freche Blumenmuster haben. Warum nicht Kaffeebohnen oder bare Münzen?
Eine Wirtschaft die blüht.
Denn wenn die Uhr keine Zeiger mehr hätte, so wäre sie einfach nur eine matte Scheibe, und man könnte die Zeit nicht mehr messen. Die Zeit würde ihren Wert verlieren, und man würde sich nach dem Mond, den Sternen und die Sonne richten. Doch der Kompass der Liebe würde immer den richtigen Kurs wählen, um ihr flammendes Herz wieder zu finden.
Das Ticken der Nachkriegszeit, dass für eine blühende Wirtschaft sorgt. R.R.